Pressebericht - Jazz Against The Machine

Originelles Hexengebräu

„Jazz against the Machine" vereinigt Rock und Metal erfolgreich im Jazz

Rock und Metal, gespielt als Jazz, dieses Konzept verfolgt „Jazz against the Machine". Anstatt brüllender Gitarren und schwerer Bässe tänzelte die Musik im Steinhäuser Hof zu Neustadt mit filigraner Leichtigkeit.

Schon der Name müsste die Um-die-30-Jährigen aufhorchen lassen: Pate gestanden hat nämlich „Rage against the Machine", eine Band aus den neunziger Jahren, die Heavy Metal, Funk, Hip-Hop und Alternative Rock zu einer ziemlich aggressiven Mischung verquirlt hatte. Weitere Bands wie etwa „Soundgarden" entstanden damals auf der Grunge-Welle, die Kurt Cobains „Nirvana" ausgelöst hatte. Schwer gitarrenlastig, mit harten Rhythmen und einer hörbaren musikalischen Aggressivität scheint dieses Genre gerade der Gegenpol zu gepflegtem Jazz zu sein.

Es ist aber die Musik, mit der Florian Wehse (Trompete und Flügelhorn), Claus Kiesselbach (Vibraphon), Philipp Rehm (E-Bass) und Philipp Rittmansperger (Schlagzeug) aufgewachsen sind. Alle sind Ende der siebziger Jahre geboren - und während ihrer musikalischen Prägephase waren eben solche Töne angesagt. In ihrer künstlerischen Ausbildung an der Musikhochschule Mannheim haben sich die Vier intensiv mit Jazz befasst.

Jazz hat schon immer die verschiedensten Einflüsse aufgegriffen. Längst nicht muss Jazz gepflegtes Ambiente für Prosecco trinkendes Bildungsbürgertum sein. Denkt man an Leute wie etwa John Zorn und andere Avantgardisten, so kaufen die an Biss selbst härtesten Metallern den Schneid ab. Aber „Jazz against the Machine" geht einen anderen Weg. Das gepflegte Glas Wein passt sehr gut zu ihren Arrangements. Florian Wehse klingt mit Flügelhorn sehr stark vom späten Miles Davis inspiriert. Ebenso wie der Altmeister findet er ausdrucksstarke Töne, die er ohne Vibrato stehen lässt. „Relax" stand auf Wehses T-Shirt, und entspannt ging er auch zu Werke.

Besonders stark zum Jazzgefühl trug Claus Kiesselbach mit seinem Vibraphon bei. Die schwebenden Klänge zaubern immer eine Leichtigkeit und Transparenz, schmeicheln dem Ohr - ob in hingetupften Akkorden oder virtuosen Soli. Rehms fünfsaitiger E-Bass ist noch am deutlichsten rockig. Rehm lässt den Bass knurren, slappt knallig die Saiten oder tappt mit der rechten Hand Akkordtöne zu seinen Linien und erweist sich so als enorm wandlungsfähig und versiert. Rittmansperger findet am Schlagzeug das rechte Maß zwischen geradlinigem, erdigem Rock und der Leichtigkeit des Jazz.

Stücke wie „After Dark", ursprünglich von „Tito & Tarantula" gespielt, bieten sich durch ihr Medium-Tempo für eine Jazz-Bearbeitung an. Aber selbst „Roots bloody Roots" der Thrash-Metal-Band „Sepultura" verstehen die Jazzer auf originelle Art umzustricken.

Die Idee, harten Rock in Jazz zu übersetzen, ist Jazz against the Machine sehr gut gelungen. Allerdings setzen sie sich ein bisschen zwischen die Stühle: Das Publikum am Freitag im Steinhäuser Hof war nicht die Grunge-, sondern eher die Prosecco-Fraktion, die wohl eher selten die Originale der Stücke kannte. Für Jazz-Puristen, die es ja immer noch geben soll, mögen die Rock-Elemente Steine des Anstoßes sein - für unvoreingenommene Hörer ist dieses Hexengebräu aus Rock und Jazz aber eine höchst originelle, unterhaltsame Sache.

Gereon Hoffmann für die Rheinpfalz 30. Juni 2008


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